Parallel dazu machten sich Thorsten und Ingo bei, einen Graben für das grosse Holzkreuz auszuheben. Nach professionellen Vermessungsarbeiten war es nun so weit...Die ersten Spatenstiche erfolgten. Später konnte dann auch die Schalung für das Kreuzfundament errichtet werden.
Als die Motorfräse mit ihren Arbeiten durch war, ging es daran neue Erde über das Massengrab zu bringen. Ein LKW kippte den Mutterboden am Rand des Friedhofs ab und wir mussten ihn "nur noch" per Schubkarre auf unser Objekt verbringen. Arunas, ein litauischer Feldwebel, stand uns mit seiner Manpower und seinem Humor zur Seite.
Schliesslich nahm alles Gestalt an und die ersten Fortschritte waren zu sehen. Doch wer viel arbeitet muss auch mal etwas essen. Dazu hatten wir ein Grillen organisiert. Dies war, nebst der uns zur Verfügung gestellten Truppenverpflegung, eine schöne Abwechslung. Leckeres Schweinefleisch am Spiess...und dann auch noch vom Grill - herrlich!
Frisch gestärkt konnten wir nun unsere Arbeiten wieder aufnehmen. Es wurde damit begonnen, die Fundamente für das Holzkreuz und die zwei Steinkreuzgruppen zu gießen. Roland und ich hingegen, waren in der Stadt unterwegs. Wir machten schon die erforderlichen Bestellungen, die für die Übergabezeremonie benötigt wurden...Grabschmuck etc.
Nachdem wir nun die erste Woche hinter uns hatten, ging es daran etwas zu entspannen. Roland hatte ein schönes Programm ausgearbeitet, welches uns Land und Leute näher brachte. Da wir Klaipeda bereits an den Feierabenden näher kennengelernt haben, wollten wir diesmal über die Stadtgrenzen hinaus erkunden. Zusammen mit Major Slivinskas verschlug es uns in einen Nationalpark. Dort besichtigten wir eine ehemalige Langstreckenraketenbasis der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte. Es war ein beeindruckendes Erlebnis zu sehen, wie damals aus einem so friedlichen Landstrich wie "Plokstine" eine Bedrohung für ganz Europa ausging.
Gesichert durch mehrere Hochspannungszäune und unzählige Wachen waren hier vier Nuklearraketen vom Typ SS20 stationiert. Mit ihrer Gesamthöhe von über 20 Metern waren drei davon dauerhaft auf feste Ziele in Westeuropa ausgerichtet. Die vierte Rakete diente zur "Reserve" und konnte flexibel eingesetzt werden. Vom Auslösen eines Alarms bis zum möglichen Abschuss hätte es wohl keine halbe Stunde gedauert, obwohl die Sprengköpfe erst von einem nahegelegenen Depot hertransportiert werden mussten.
Uns bot sich die Möglichkeit die unterirdische Basis zu besichtigen. Vom oben abgebildeten Raketenschacht 2 über den Generatorraum zur eigenen Stromerzeugung bis hin zur Kommandozentrale.
Leider ist von den einzelnen Bereichen nicht mehr viel zu sehen. Beim Abzug der sowjetischen Truppen wurde vieles ausgeschlachtet oder zerstört. So wie die Truppen kamen, sind sie auch wieder abgezogen...ohne, dass ein einziger Abschuss durchgeführt wurde...
Unser nächstes Etappenziel war Palanga...
Dies ist ein kleiner Ferien- und Kurort an der litauischen Ostseeküste. Sozusagen das "Sylt von Litauen." In den Sommermonaten ist Palanga ein beliebtes Urlaubsziel nicht nur für Litauer. Live- Konzerte, buntes Treiben auf den Strassen und ein ewig langer Strand ziehen Jahr für Jahr die Leute an.
Für "klassische" Unterhaltung ist ebenfalls gesorgt. Mitten in dieser schönen Stadt befindet sich auch ein grosser Park mit einigen Kunstwerken. Das dort befindliche Bernsteinmuseum ist ebenfalls einen Abstecher wert. Dort kann man vieles über den Ursprung und die unterschiedlichsten Variationen dieses besonderen Steins erfahren.
Wem das etwas zu aufregend ist, kann natürlich am Strand entspannen...so wie Burkhard.
Den Abend dieses Tages liessen wir dann ganz entspannt in einer Art "Restaurant in der freien Natur" namens "Pas Juozapa" ausklingen. Eine exellente Küche, Bier aus dem eigenen Hause und ein unbeschreibliches Flair half uns dabei "Fünf mal gerade sein zu lassen."
Am Sonntag machte unser Trupp einen Ausflug zur Kurischen Nehrung. Dies ist eine Halbinsel, die sich Russland und Litauen teilen. Von Klaipeda aus dauert es etwa 10 Minuten mit der Fähre. Nebst des Meereskundemuseums und des Delfinariums kann man auf dieser Halbinsel unter anderem die Wanderdünen besichtigen. Besonderes Interesse weckte auch der "Hexenberg - Raganu Kalnas."
Dies ist ein Berg mitten im Wald, wo zur Walpurgisnacht ein buntes Treiben herrscht. Aber auch ausserhalb solcher Termine ist dieser stets ein lohnendes Ziel. Allein um nur die Schnitzkünste an den Holzfiguren zu betrachten.
Nach einem schönen Wochenende geht es nun weiter mit den Arbeiten in Macikai. Wir hatten letzte Woche gut vorgelegt, so, dass wir nur noch die Kreuze aufstellen, Rasen säen und etwas aufrämen mussten. Der Beton für die Fundamente war bereits getrocknet. Nun ging es daran, das extrem grosse Holzkreuz aufzurichten und zu verankern. Mit vereinten Kräften und einem ausgeklügelten Tampensystem waren wir nach einiger Zeit fertig. Der Aufwand hatte sich gelohnt...
Danach wurde der Boden geebnet und mittels einer Walze verdichtet. Nun konnte dem neuen Rasen nichts mehr im Wege stehen. Ein anderes Team befasste sich mit der Errichtung von zwei Kreuzgruppen, jeweils drei kleinere Steinkreuze. So vergingen auch die letzten Tage unserer Arbeiten. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten setzten wir auch noch unser eigenes Denkmal, welches an dieses Rabeitseinsatz erinnern sollte.
Nach der Einweihung unseres Steins bereiteten wir noch alles für das bevorstehende Übergabezeremoniell vor. Letzte Feinschliffe wurden gemacht und und schon die ersten Pläne zur Aufstellung bei der Feier wurden geschmiedet. Mit guter Hoffnung und einem letzten Blick auf das von uns Geleistete verliessen wir dann anschliessend den Friedhof und kehrten zurück zum Bataillon. Dort wurden wir schon von der Führung erwartet, um eine Veranstaltung geselliger Art durchzuführen. Nach einem Bericht von Roland über unsere erfolgreichen Arbeiten, richtete der Kommandeur Major Milasius noch herzliche Dankesworte an uns.
Beim Besuch des kaserneneigenen Museums, hatten wir sogar die Ehre, uns im "Buch des Bataillons" zu verewigen. In beiden Sprachen richteteten wir dabei unseren Dank an das Bataillon für dessen Unterstützung und die herzliche Aufnahme unseres Teams.
Anschliessend liessen wir den Abend zusammen mit unseren litauischen Gastgebern ausklingen. Dabei überreichten sich beide Streitkräfte gegenseitig Gastgeschenke.
Da unser Arbeitseinsatz in Macikai bei der Bevölkerung nicht ganz unbemerkt blieb, konnten wir uns am Tag der Übergabe einer hohen Besucherzahl erfreuen. Natürlich kamen auch viele geladene Gäste. Unter andrem der Bürgermeister von Silute, der deutsche Militäattache, der Kanzler der Deutschen Botschaft und viele Abgesandte von unterschiedlichsten Instanzen und Presse. Zur ehrenhaften Unterstreichung dieses Ereignisses, reisten ein Musikkorps und ein Ehrenzug an.
Beim Zeremoniell hielten Roland, der Kommandeur, der Kanzler, der Landrat und einige andere Personen eine Rede. Mit ihren Worten mahnten und erinnerten sie an die schrecklichen Ereignisse, die hier und in vielen Teilen der Welt passierten.
Um die unzähligen Opfer zu ehren, wurden Kränze niedergelegt. Das Zusammenspiel von Ehrenformation und Musikkorps verlieh der dortigen Atmosphäre nochmals einen besonderen Charakter.
Mit Salutschüssen wurde das feierliche Zeremoniell beendet. Nun hatten alle anderen Gäste Gelegenheit, ihre mitgebrachten Blumen am Kreuz abzulegen. Traditionell wurde diese Veranstatltung durch die litauischen Soldaten mit dem "Soldatenbrei" (traditionelles Gericht - bei uns Erbseneintopf) beendet.
Am nächsten Tag traten wir die Heimreise an. Unser Weg führte uns dabei noch an einem riesigen Einkaufscenter vorbei, wo jeder nochmals die Gelegenheit hatte, Geschenke für die Lieben zu Hause einzukaufen. Von dort aus begaben wir uns dann auch wieder zum Fährterminal, wo wir fast Ingo verloren hätten. Er wollte noch etwas in Litauen bleiben und meinte sich an einem Geländer anketten zu müssen. Zum Glück hatte er den Schlüssel noch nicht im Wasser versenkt. Somit konnten wir ihn losketten und in unser Fahrzeug zerren, um mit der Fähre die eher unspektakuläre Heimreise anzutreten...