Und wieder ein Einsatz

Wie im Jahr zuvor, hat auch diesmal die Marinetechnikschule in Parow wieder den Auftrag bekommen, eine Kriegsgräberstätte zu pflegen. Dieses Mal ging die Reise auch wieder nach Litauen - genauer gesagt nach Taurage. So konnten wir vom 25. Mai bis 10. Juni unsere Arbeiten durchführen.

Diese Stadt war damals mitten in das Kriegsgeschehen involviert und galt als Zentrum der damaligen Frontlinie an der Grenze Ostpreußens. Hier verloren viele Zivilisten und Soldaten litauischer, russischer und auch deutscher Herkunft ihr Leben bei den Kämpfen.

Heute ist Taurage eine eher ruhige Stadt...mit vielen bekannten aber auch unbekannten Grabstätten in der näheren Umgebung.



Die Überfahrt nach Klaipeda

Auch diesmal wurde im Rahmen der Vorbereitungen auf diesen Einsatz wieder ein Team zusammengestellt. Zusätzlich zu uns Soldaten, fuhren auch zwei zivile Kraftfahrer mit. Die beiden sorgten dafür, dass wir unter anderem heil nach Kiel zum Fährterminal kamen. Von dort aus fuhren wir mit der Fähre "FS Svealand" nach Klaipeda in Litauen.


Nach den ganzen Formalitäten mit dem Zoll und dem BGS, mussten wir noch eine Weile warten. Aber das ist nun mal so...
Doch schon ganze zweieinhalb Stunden später setzte sich das Fährschiff in Bewegung. Ich glaube nicht, dass die Fähre mitten in der Segelregatte aufgefallen ist...


Einige waghalsige Manöver später, passierte unser Schiff das Marineehrenmal in Laboe. Dieses symbolisiert eine Gedenkstätte für die toten Seefahrer, die in den Seeschlachten im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen. Neben dem Ehrenmal selbst (Turm), steht auch ein U- Boot des Zweiten Weltkrieges am Strand. Dieses ist auch begehbar und vermittelt den Besuchern einen Eindruck über das einst mächtige Waffensystem der Kriegsmarine.


Etwa 22 Stunden später fuhr unsere Fähre in den Hafen von Klaipeda ein. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns dann "Klar zum Anlegen." Die übliche Hektik machte sich breit.



Ankunft in Taurage

Nachdem unser Team wieder Boden unter den Füßen hatte, setzten wir unsere Fahrt auf dem Landweg fort. Man merkte, dass es Wochenende war. Buntes Treiben auf den Strassen und überall kleinere Märkte und Stände.

Nach einer fast zweistündigen Fahrt kamen wir dann in Taurage an. Genauer gesagt etwas ausserhalb...beim "Eisernen Wolf." Das ist eine Kaserne, die sich in einer ehemaligen russischen Raketenbasis befindet. Abgelegen, mitten im Wald...
Dort wurden wir freundlich durch Hauptmann Jurksaitis und Sergeant Rulinskas empfangen und bekamen unsere Unterkünfte zugewiesen.

Nach dem Auspacken und Einleben wurde dann auch schon eines der vielen Gruppenfotos gemacht:


Wie gesagt es war Wochenende...ja, auch für uns. Also begaben wir uns in die Stadt Taurage, um uns einen Überblick über Einkaufsmöchkeiten etc. zu verschaffen. Auch suchten wir nach unserem Objekt, doch wurden nicht fündig...

Nach einem gepflegten Essen, fuhren wir wieder zurück in die Kaserne, vorbei an unserem "Märchensee." Dieser See war mitten im Wald und lud förmlich dazu ein baden zu gehen. Anfangs wollten alle ins kühle Nass springen aber nur Egon und ich stellten sich als "harte Jungs" heraus. Es war wirklich ganz schön kaltes Wasser...


Am Sonntag machten wir eine Sightseeing- Tour zur Kurischen Nehrung. Schwerpunkte der Besichtigung waren hierbei der Besuch des Meereskundemuseums und den Wanderdünen.

So setzten wir uns morgens in Bewegung, um nach Klaipeda zu fahren. Dort erwartete uns auch schon Raimonda, eine gute Freundin von mir, die sich bereit erklärte unsere Reiseführerin zu sein. Mit einer Autfähre setzten wir dann auf die Halbinsel über.

Anschließend besuchten einige von uns das Meereskundemuseum und die anderen das Delfinarium, wo eine tolle Show mit Delfinen und anderen Meeresbewohnern geboten wurde.


Danach fuhren wir zu den Wanderdünen...Myrusios kuopos. Hier wurden unzählige kleine Dörfer vom Sand begraben. Einer Sage nach war es Neringa, eine Riesin, die mit ihrer Schürze Sand trug, um Land aufzuschütten. An dieser Stelle jedoch verlor sie diesen und schuf diese imposante Landschaft.

Der Wind trägt den Sand seit je her von einem Ort zum anderen...und man erzählt sich, dass an dieser Stelle ab und zu immer noch die Glocken des Kirchturms des begrabenen Dorfes zu hören seien.



Der Soldatenfriedhof

Nach dem spannenden Wochenende ging es nun daran, die eigentlichen Aufgaben wahrzunehmen. Nicht weit vom Zentrum der Stadt Taurage, befand sich ein Friedhof für Opfer des Zweiten Weltkriegs. Bereits im Jahre 1997 ist dieser Friedhof schon hergerichtet worden, so, dass wir nur Schönheitsreparaturen machen mussten. Dazu zählten das Streichen des langen Zauns, Unkraut entfernen, alte Baumstumpfe verschwinden lassen usw.


Natürlich war unser Team nicht allein. Wie auch im Vorjahr, bekamen wir seitens der litauischen Streitkräfte auch wieder eine Menge Manpower zur Verfügung gestellt. Die Wehrdienstleistenden des Eisernen Wolfes packten tatkräftig mit an. Es schien für sie auch eine angenehme Abwechslung zum militärischen Alltag zu sein. Trotz sprachlicher Barierren, war es wieder einmal faszinierend zuzusehen, wie sich Soldaten unterschiedlicher Nationen einig sind und zusammen mit enormen Elan arbeiten.


Auch unsere Kraftfahrer packten tüchtig mit an. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die beiden zu Hause auch öfter im Garten zu Gange sind. So hat sich Egon beispielsweise der Hecken angenommen und Detlef bearbeitete die Blumenbeete, die über den Friedhof verteilt waren. Natürlich liessen wir uns es auch nicht nehmen von den beiden zu lernen. So lässt sich Uwe gern nochmals das Kürzen von Hecken durch Egon erklären.


Während unserer Arbeiten wurden wir natürlich auch besucht. So konnten wir auf unserer Baustelle auch den Landrat des Taurage Bezirkes begrüssen. Zusammen mit seinen Kollegen nutzte er diesen Besuch, um uns in seiner Stadt herzlich willkommen zu heißen, uns kleine Präsente zu überreichen und uns zum Stadtfest einzuladen. Mit einem formellen Handshake wüschte er uns noch viel Erfolg und verliess uns.


Aber nicht nur der Besuch des Landrates gab Anlass zur Freude. Auch das Mittagessen, das jeden Tag aus der Kaserne herausgebracht wurde, war stets ein Anlass guter Laune. Im Freien schmeckts halt am besten...und ausserdem sind sich dabei sowieso alle einig.


Frisch gestärkt und hoch motiviert ging es dann wieder frisch ans Werk. So konnten wir Tag für Tag immer mehr Erfolge verbuchen und unseren Fortschritt verdeutlichen. So schliffen wir den ewig langen Zaun um den Friedhof, entfernten alte und überflüssige Hecken, jäteten Unkraut und reinigten die unzähligen kleinen Steinkreuze, die überall auf dem Friedhof aufgestellt waren.


So verging jeder Tag. Nach und nach nahm alles Gestalt an. Der Zaun war gestrichen, die Grünanlagen gefpflegt, die grossen Baumwurzeln entfernt etc.



Mal so nebenbei...

Zu solch einem Arbeitseinsatz gehört natürlich auch dazu, dass man sich mit Land und Leuten vertraut macht.
So hatten wir die Gelegenheit am Wochenende nach Kaunas zu fahren. Diese Stadt zählt zu den größten Litauens und wird durch den Fluss Nemunas geteilt.
Gerade das Stadtzentrum besticht mit seinem fliessenden Übergang zwischen Altstadt und neuerer Architektur.


Die Freiheitsallee, Laisves Aleja, bietet den Besuchern unzählige Einkaufsmöchkeiten. Wer in dieser Hinsicht kein Bedarf hat, kann selbstverständlich einfach nur spazieren gehen oder in eines der vielen Restaurants einkehren - ob drinnen oder draußen...so wie Andre.


Aber nicht nur die Innenstadt von Kaunas ist sehenswert. So ist auch der Stausee ein interessantes Ausflugsziel. Im Sommer ist der Strand sehr beliebt und wer sich nicht mit eigener Kraft über das Wasser bewegen will, der leiht sich einfach ein Boot oder einen Jetski aus.

Weiterhin ist auf einer Anhöhe ein sehr altes Kloster angesiedelt. Dieses dient nicht nur vielen religiösen Jugendgruppen als Ausflugsziel. So finden hier auch Hochzeiten, Taufen und andere Ereignisse statt.



Unser Abend mit den Litauern

Traditionell gehört es sich, dass eine gemeinsame Veranstaltung durch geführt wird. So entschlossen wir uns einen "Deutschen Abend" zu veranstalte. Geplant war für unsere Gastgeber ein Grillen, wie es in unseren heimatlichen Schrebergärten gemacht wird. Mit deutschen Getränken und so weiter...
Es blieb dann auch irgendwie nur bei den deutschen Getränken...litauischer Schaschlik ist halt doch nicht zu übertreffen.

Aber es fehlte noch ein passender Ort für die Feier. Sergeant Rulinskas hatte da auch schon eine Lösung. Also fuhren wir zur Erkundung in einen Park, der durch einen Forstbetrieb betreut wird...das Nachtigallental.


Hier erkundeten wir ersteinmal die schïne Gegend. Für Besucher wurde hier ein einmaliges Erholungsparadies geschaffen. Viele Grillplätze, Teichanlagen, Bungalows und ein Naturlehrpfad laden dazu ein, hier mal ein Wochenende oder gar den Urlaub zu verbringen.

Unser Team entschloss sich dann endlich dazu, die vorhandene Freilichtbühne als Veranstaltungsort zu wählen. Die Feier sollte ursprünglich unter dem Motto "Deutscher Abend" stattfinden. Aber irgendwie wurde da nicht so richtig etwas draus...
Das lag wahrscheinlich daran, dass fast jeder doch wieder das Verlangen nach einem leckeren Schaschlik verspürte, wie er sehr oft in Litauen beim Grillen serviert wird. Lediglich die Getränke blieben deutsch. In irgendeinem Supermarkt haben wir das gute, alte Holsten und Bit gefunden...


Unsere Gäste auf der Veranstaltung liessen auch nicht lange auf sich warten. Zu ihnen zählten der Kommandeur des "Eisernen Wolfes" Major Jurciokonis, Hauptmann Jurksaitis, Seargent Rulinskas, Pfarrer Schulz und weitere Soldaten, die uns während unseres Aufenthaltes in Litauen zur Seite standen.

Offiziell eröffnet wurde unsere Festivität durch eine Rede von Marcel, unserem Organisator und dem litauischen Kommandeur.
Beim Essen und am Lagerfeuer wurde sich noch lang über den Einsatz unterhalten und die deutschen mit den litauischen Streitkräften verglichen.



Übergabe des Friedhofs

Nachdem unser Team noch abschliessende Arbeiten auf dem Friedhof erledigt hatte, fand am 9.Juni, auch am Tag unserer Abreise, die Übergabezeremonie statt. Ähnlich wie im Vorjahr konnten wir auch wieder viele Gäste begrüsen. So waren Abgeordnete von Stadt und Bezirk, eine Abordnung des "Eisernen Wolfes" und Pfarrer Schulz anwesend.


Mit einer eindrucksvollen Rede eröffnete Marcel das Zeremoniell. Er erinnerte an die unzähligen Soldaten und auch vielen Kriegsgefangenen, die in den Weltkriegen, egal auf welcher Seite, ihr Leben liessen.
Auch der Bürgermeister, Hauptmann Jurksaitis und Pfarrer Schulz richteten eindrucksvolle Worte an die Anwesenden.


Im Anschluss an die Schweigeminute fand die ehrenvolle Kranzniederlegung statt. Neben unserem Kranz hatten auch die litauischen Anwesenden Kränze und Blumen zum Niederlegen mitgebracht.


Dankesworte und Händeschütteln auf allen Seiten beendeten das Zeremoniell.
Zum Abschied überreichten wir noch kleine, maritime Erinnerungsstücke an die Menschen, die uns tatkräftig zur Seite standen. Eine Tafel der Marinetschnikschule, Bootsmannsmaatenpfeifen und Mützenbänder wurden durch uns überreicht. Aber am eindrucksvollsten war wohl die Beförderung von Seargent Rulinskas. Er wurde zum "Bootsmann ehrenhalber" ernannt...


Nach diesen anstrengenden aber auch sehr schönen zwei Wochen in Litauen traten wir die Heimreise an. Auch dieser Einsatz stellte sich wieder als ein voller Erfolg heraus...